Nach der Verbreitung der Lehre Martin Luthers ab 1565 sollte es noch
lange dauern, bis die Evangelische Glaubensgemeinde von Gröbming ihr
eigenes Gotteshaus errichten durfte. Der erste lutherische Pfarrer und
Prediger Martin Schröffel wird 1570 in sein Amt eingesetzt. Er
bezeichnete die päpstliche Lehre als „Lumpenwerk, Teufelsgespinst und
Schelmerei“, was natürlich Folgen hatte.
So berichtet Dr. Pirchegger in
seiner Chronik:
„Die landesfürstlichen Kommissäre, die im Jänner 1599 Schröffel
entfernen wollten, fanden starken Widerstand. Die Bauern und Knappen,
sowie die ganze Umgebung Gröbmings strömte mit Wehren, Knütteln und
Feuerhaken (Gewehre) auf dem Marktplatz zusammen und schwur mit
aufgereckten Fingern dem Pfarrer beizustehen und Leib und Gut daran zu
wagen. Die Unruhen dauerten drei Tage, die Kommissäre mussten
unverrichteter Dinge abziehen“. Etwa um 1580, zur Hochblüte des
Protestantismus, waren 90% der Bevölkerung evangelisch und die meisten
Kirchen mit evangelischen Predigern besetzt.
Wenige Wochen später wurde mit Gewalt gegen die Lutherischen vorgegangen und Schröffel endgültig vertrieben. So erging es den meisten „Andersgläubigen“ in dieser Zeit, wie etwa auch 1629 dem Hanns Bartholomäus von Moosheim, Wilhelm von Moosheim und Benedictus von Moosheim, die samt Frauen und Kinder des Landes verwiesen wurden. Doch die Lehre Luthers lebte weiter – in geheimen „Betstuben, Geisterstuben und Hochzeitsstuben“.
Erst 1848 erwirkte der Lorenz Moosbrugger, Sohn des Jacob Moosbrugger
vlg. Kroyer, am Kaiserhof in Wien die Bewilligung zur Bildung einer
eigenen Pfarrgemeinde, sowie zum Bau einer Kirche mit Turm und Glocken und es war tatsächlich die erste Lutherische Kirche der Steiermark. Aus
den Aufzeichnungen geht hervor, dass beim Bau der Kirche sogar der
römisch-katholische Pfarrer von Ramsau-Kulm Hand anlegte, als ein
überladener Karren mit Baumaterial steckenblieb und dabei sagte: „Wenn euch schon ein katholischer Priester hilft, werd´s eure Kirche schon fertig kriegen!“
Im Jahre 1853 fand die feierliche Kirchweihe am Peter- und Paulstag
statt. König Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser, steuerte zu diesem
Anlass das Altarbild bei. Der aus Königgrätz stammende Josef Pultar, war
für die ersten 40 Jahre der Pfarrer der evangelischen Gemeinde. Der
ursprüngliche Kirchenbau wurde im Jahr 1953 einer Innenrenovierung
unterzogen und in den Jahren 1980 – 1981 vollständig renoviert.