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Alpine Archäologie

Wie hochalpine Siedlungs­plätze erforscht werden

Die schriftlichen Quellen der Almwirt­schaft reichen in nur wenigen Fällen bis ins Mittel­alter zurück. Deshalb bedient sich die Siedlungs­forschung zuerst der Archäologie.

Zur Erweiterung der Erkenntnisse werden folgende Disziplinen herangezogen:

  • Archäologie – Ausgrabung und Bodenfunde
  • Archäozoologie – Bestimmung von Tierknochen
  • Geomorphologie – Oberflächen­gestaltung der Landschaft
  • Dendrochronologie – Datierung mit Hilfe von Jahresringen und Holzkohle
  • Klimaforschung – Lebensbeding­ungen auf der Alm
  • Pollenanalyse – Nachweis von Weide­anzeigern
  • Geschichte – schriftliche Quellen
  • Volkskunde – Lebensweise und Hüttenbau
Aufbau der Jahrringchronologie des Dachsteingebirges

Bronzezeit, 2000 – 750 v.Chr.

Bronzezeitlicher Fund von den Gröbminger Almen

Diese Zeitepoche wird in Frühe, Mittlere und Späte Bronzezeit unterteilt, wobei die Späte Bronzezeit auch als Urnenfeld­zeit bezeichnet wird. Dem Verein ANISA gelang 1984 der erste Nachweis einer spät­bronze­zeit­lichen Almhütte in den Alpen. Inzwischen sind 24 Hütten­reste aus der mittleren und späten Bronzezeit auf dem Dachstein bekannt.

Einige alte Stollenteile des Hallstätter Salzberges stammen aus der mittleren Bronze­zeit. Zahl­reiche Arbeiter waren mit Abbau, Verarbeit­ung und Transport des Salzes befasst. Ernähr­ungs­grund­lage der Familien waren die Landwirt­schaft im Tal und die Erschließ­ung zusätzlicher Weiden im Gebirge. Vor allem in der spätbronze­zeitlichen Urnenfeld­kultur wurden bis hinüber zum Südabfall des Dachstein­gebirges Almen gegründet.

Römerzeit, 0 – 600 n.Chr.

Römische Silbermünze mit dem Bild von Kaiser Probus (276-282 n.Chr.) aus einer römerzeitlichen Alm

Ab dem 1. Jahrhundert wird der Einfluss der hoch entwick­elten römischen Kultur auch in den Alpen­tälern stärker. Zahlreiche alte Straßen über die Alpenpässe nach Norden werden ausgebaut. An die Stelle der im Alpenraum heimischen Bauernhöfe treten Gutshöfe – die „villae rusticae“.

1996 wurde vom Bundesdenkmalamt in Kooperation mit ANISA die erste römer­zeitliche Almhütte im Alpenraum ausge­graben. Im Inneren fanden sich in einer ausge­prägten Kultur­schicht eine Herdstelle mit Holzkohle, ferner Keramik, Münzen, Knochen von Schaf und Ziege, kleine Schuh­nägel, Klöppel und Bügel einer eisernen Weide­glocke sowie zahlreiche Münzen, die eine Datierung auf die Mitte des 3. Jahrhunderts zuließen.

Mittelalter, 600 – 1500 n.Chr.

Zwei mittelalterliche Hüttenreste, Langkaralm, 1955 m

Nach der Völkerwander­ungszeit kommt es zu einer slawischen Besiedelung unserer Region. Als die Slawen 749 den Bayernherzog Odilo gegen die Awaren zu Hilfe rufen mussten, gerieten sie unter die baju­warische bzw. fränkische Oberherr­schaft. Zahlreiche Namen wie „Berillen“, „Finitz“, „Goseritz“, „Luser“, „Planer“, „Sill“, „Stainitzen“ oder „Stoder“ erinnern heute noch an die slawische Besiedel­ungs­phase.

Im 8. und 9. Jahrhundert setzt die frühmittel­alterliche Almwirt­schaft auf dem Dachstein­plateau ein. Nach einer Blütezeit im Spätmittel­alter führt die allmähliche Klima­verschlecht­erung am Ende des 16. Jahr­hunderts zu einem Rückzug von den Hochalmen.

Neuzeit, 1500 – 1900 v.Chr.

Verfallener dreiräumiger Blockbau, Plankenalm, 1700 m

Ein wechselhaftes Klima prägte die Neuzeit. Man spricht heute von der „Kleinen Eiszeit“, etwa zwischen 1550 und 1850. Einige Almen aus dem Spät­mittel­alter wurden damals aufge­lassen. Trotzdem wurde die Almwirt­schaft z. T. sogar intensiv betrieben. Funde von Ofen­kacheln aus dem 17. – 19. Jahr­hundert auf den Almen sind ein Indiz für die Klima­verschlecht­erung.

Es gab auch Jahre ohne Sommer! 1816 ist ein Jahres­ring­zuwachs an Lärchen und Zirben kaum zu erkennen. 1828 bezweifelte das Pflege­gericht Wildenstein die Möglich­keit, Vieh auf die „Schlad­minger Almen“ (Dachstein­gebiet) zu treiben.

Alle Beiträge & Bilder von Franz Mandl / ANISA.

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