Die schriftlichen Quellen der Almwirtschaft reichen in nur wenigen Fällen bis ins Mittelalter zurück. Deshalb bedient sich die Siedlungsforschung zuerst der Archäologie.
Zur Erweiterung der Erkenntnisse werden folgende Disziplinen herangezogen:
Diese Zeitepoche wird in Frühe, Mittlere und Späte Bronzezeit
unterteilt, wobei die Späte Bronzezeit auch als Urnenfeldzeit bezeichnet
wird. Dem Verein ANISA gelang 1984 der erste Nachweis einer
spätbronzezeitlichen Almhütte in den Alpen. Inzwischen sind 24
Hüttenreste aus der mittleren und späten Bronzezeit auf dem Dachstein
bekannt.
Einige alte Stollenteile des Hallstätter Salzberges stammen aus der
mittleren Bronzezeit. Zahlreiche Arbeiter waren mit Abbau, Verarbeitung
und Transport des Salzes befasst. Ernährungsgrundlage der Familien waren
die Landwirtschaft im Tal und die Erschließung zusätzlicher Weiden im
Gebirge. Vor allem in der spätbronzezeitlichen Urnenfeldkultur wurden
bis hinüber zum Südabfall des Dachsteingebirges Almen gegründet.
Ab dem 1. Jahrhundert wird der Einfluss der hoch entwickelten römischen Kultur auch in den Alpentälern stärker. Zahlreiche alte Straßen über die Alpenpässe nach Norden werden ausgebaut. An die Stelle der im Alpenraum heimischen Bauernhöfe treten Gutshöfe – die „villae rusticae“.
1996 wurde vom Bundesdenkmalamt in Kooperation mit ANISA die erste
römerzeitliche Almhütte im Alpenraum ausgegraben. Im Inneren fanden sich
in einer ausgeprägten Kulturschicht eine Herdstelle mit Holzkohle,
ferner Keramik, Münzen, Knochen von Schaf und Ziege, kleine Schuhnägel,
Klöppel und Bügel einer eisernen Weideglocke sowie zahlreiche Münzen, die
eine Datierung auf die Mitte des 3. Jahrhunderts zuließen.
Nach der Völkerwanderungszeit kommt es zu einer slawischen Besiedelung unserer Region. Als die Slawen 749 den Bayernherzog Odilo gegen die Awaren zu Hilfe rufen mussten, gerieten sie unter die bajuwarische bzw. fränkische Oberherrschaft. Zahlreiche Namen wie „Berillen“, „Finitz“, „Goseritz“, „Luser“, „Planer“, „Sill“, „Stainitzen“ oder „Stoder“ erinnern heute noch an die slawische Besiedelungsphase.
Im 8. und 9. Jahrhundert setzt die frühmittelalterliche Almwirtschaft auf dem Dachsteinplateau ein. Nach einer Blütezeit im Spätmittelalter führt die allmähliche Klimaverschlechterung am Ende des 16. Jahrhunderts zu einem Rückzug von den Hochalmen.
Ein wechselhaftes Klima prägte die Neuzeit. Man spricht heute von der
„Kleinen Eiszeit“, etwa zwischen 1550 und 1850. Einige Almen aus dem
Spätmittelalter wurden damals aufgelassen. Trotzdem wurde die
Almwirtschaft z. T. sogar intensiv betrieben. Funde von Ofenkacheln aus dem
17. – 19. Jahrhundert auf den Almen sind ein Indiz für die
Klimaverschlechterung.
Es gab auch Jahre ohne Sommer! 1816 ist ein Jahresringzuwachs an
Lärchen und Zirben kaum zu erkennen. 1828 bezweifelte das Pflegegericht
Wildenstein die Möglichkeit, Vieh auf die „Schladminger Almen“
(Dachsteingebiet) zu treiben.
Alle Beiträge & Bilder von Franz Mandl / ANISA.